Der König

 

 

Und wieder blüht der Apfelbaum
so schön wie jedes Jahr.

Um seine Rosablüten steht
ein Flimmern wie von Kinderhaar.

 

Die Luft der ersten weichen Nächte
legt sich zärtlich hin zum Tau;

des Morgens steh'n der Sonne Glanz darüber
und des Himmels Blau.

Er richtet seine schönen Maße,
strahlend auf in frischer Größe.

Wie dessen König füllt er prangend
noch lang des Gartens letzte Blöße.

 


Rückblick - Endspurt

Ich bin sorglos mit dir umgegangen, habe dich sooft nicht beachtet.
Was du mir geschenkt hast, war selbstverständlich für mich.
All die Zeit über warst du für mich da, in jedem Augenblick, auch wenn ich schlief.
Am Anfang unserer Beziehung habe ich noch über dich nachgedacht und habe unsere ersten gemeinsamen Minuten bewusst genossen. Ich hatte mich auf dich gefreut, wusste, unser gemeinsamer Beginn würde mir Neues bringen.

Wir hatten uns beide gegenseitig viel versprochen:
uns zu schätzen,
uns alles zu geben,
immer präsent sein.
Unserer gemeinsamen Zeit bewusst werden, das war mein größter Vorsatz. Denn ich wusste, unsere Zeit war endlich, wenn auch unendlich auf eine ganz besondere Art.
Daß es dich nur ein einziges Mal in meinem Leben geben würde, war mir von Anfang an klar.
Du solltest unvergesslich sein, das war meine Hoffnung.

Unsere Tage vergingen und wurden selbstverständlicher. Ich nahm sie hin, bedachte selten ihre Außergewöhnlichkeit.
Manchmal, da hielt ich inne, schaute zurücj auf den gemeinsamen Weg und war dankbar.
Doch tat ich das viel zu wenig, denn allzu sehr leitete mich die gewohnte Selbstverständlichkeit.
Warum wollte mir nicht bewusst werden, wie einzigartig jeder unserer Tage war?
Begreife ich jetzt endlich, wie bedeutend die wenige Zeit, die uns bleibt, auch noch sein werden?
Warum wollte mir nie klar werden, dass sie, einmal gelebt, unwiederbringlich vorüber ist?


Ich wusste ja von Anfang an, du würdest mir alles geben: dein ganzes Sein. Nichts von dir würdest du zurückhalten.
Denn hättest du das getan, dann gäbe es für mich längst kein Weitergehen mehr.

Warum nahm ich so selbstverständlich hin, was als Geschenk so einzig ist?


Bald wirst nicht mehr da sein, für immer weg. Dann ist auch unser gemeinsamer Weg zu Ende.
Du hast mir geholfen dir Vergangenheit zu begreifen, die Gegenwart zu schätzen, der Zukunft zu vertrauen.

Du gabst mir die Muße, in mir selbst zu ruhen und zugleich die Unruhe in mir, leben zu können. Du schenktest mir Erkenntnisse, Erlebnisse, Trauer, Freude, Erfahrungen, Entdeckungen, Abenteuer des Geistes, Menschen und Lehrstücke der besonderen Art - darunter ein weiteres Stück von meinem eigenen Ich.
Du warst voller Hoffnung - du bleibst es bis zum letzten Augenblick.


Unsere restlichen Schritte auf dem gemeinsamen Weg sind noch nicht am Ziel.
Du hast, wie immer, noch die eine oder andere Überraschung, die du mir schenken wirst.
Ich weiß es, spüre es.
Das macht mich glücklich, macht mich frei.
Auch das hast du mir geschenkt.

Ich nahm dich auf mit erwartungsvoller Freude, ich lasse dich los mit leiser dankbarer Wehmut.
Wenn der Augenblick gekommen, hebe dann mein Glas auf dich, DU = das Jahr 2019.
Dann drehe ich mich um und proste ihm zu


- dem Neuen Jahr  -



Von meinem iPhone gesendet

Weihnachtsgeschenk

Weihnachten -

Geschenke wollte ich dir bringen.
Große, schöne, bunte, wertvolle - ganz für dich.

Ich wollte alle Lichter dieser Welt, funkelnd und schön.
Als ich nach ihnen griff, gingen sie aus.
Ich wollte Geschmeide, wertvoll und selten.
Niemand zu finden, der es mir zum Kauf anbot.
Ich wollte Düfte, sinnlich und fein.
Sie waren längst verflogen.
Kleider sollten es dann werden, gar edel und besonders.
Doch kein Tuch mehr da, um sie zu nähen.

Ich wollte dir doch so viel schenken.
Ich stehe hier mit leeren Händen.
Nein, Gedichte fallen mir nicht ein.

Traurig kullert eine Träne auf die Brust.
Sie hängt dort fest und glitzert im Kerzenschein.
Und sie flüstert:

"Schenk dein Herz, was willst du noch Wertvolleres finden?"

Nun habe ich mein Herz auf Reisen geschickt, eingewickelt in mein Lächeln.
Beide sind auf dem Weg zu dir.

Friedvolle Weihnacht.

 

G.

 


Blaue Stunden

...Frühling läßt sein blaues Band... 

Heute war der Tag der blauen Blume. 
Auf dem Friedhof in Linden blühen sie in ihrer schönsten Pracht - die Scillas. 
Und dazwischen das strahlende Gelb der Forsythienbüsche und Narzissenbündel. 

Ich habe all das erlebt heute, in Gemeinsamkeit mit Freundschaft, Harmonie, Gleichklang 
und der Anwesenheit von menschlichem Zusammensein der besonderen Art. 
Dafür danke ich und auch für die Sonne, sie sich dazugesellt hat, und das den ganzen Tag über. 
Der Himmel wetteiferte mit dem blauen Meer der Scillas und wurde nur aufgelockert von lustigen kleinen weißen Wölkchen die sich manchmal wie junge Hunde gegenseitig jagten. 

Die Menschen waren plötzlich freundlicher und gingen mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln durch die Stadt. 

Es ist Frühling, einfach so und immer wieder - neu. 

Frühling ist wieder gekommen. 
Die Erde ist wie ein Kind, das Gedichte weiss; 
viele, o viele....